Alles für den Pessimisten
Ja, wir wollen auch auf die Warnungen hinweisen, die für Entscheidungen so wichtig sind.
Optimisten haben damit kaum ein Problem, doch muss man sich auch bestimmte Fakten vor Augen halten.
Ja, in Mexiko gibt es das. Es ist ein demokratisches Land, mit vielen Freiheiten, doch werden nach jeder Wahl sämtliche Ministerien personell neu besetzt. Die Macht bleibt in Händen von Nachfahren der sogenannten revolutionären Familien, deren Vertreter in allen Parteien und Bundesstaaten vordergründig sind. Man umgibt sich mit vertrauensvollen Freunden und Verwandten für jeweils eine Wahlperiode. Denn Wiederwahl ist (noch) nicht möglich. Ein Beamtentum im deutschen Sinn gibt es nicht. Gesetze in Mexiko sind sozial gedacht und human nach Rechtsstaatlichkeit strukturiert. Ja, sie können umgangen werden. Die Justiz dürfte das wohl – sagen wir – flexibelste Konstrukt mexikanischer Wendigkeit und Anpassungsfähigkeit an den „Kunden“ sein. Schrecklich für die einen, aber es birgt auch Chancen. Denn das absolutistische Nein beinhaltet immer den Hoffnungsschimmer: Einverstanden, und wie geht es vielleicht dann trotzdem?
Als Tourist, Besucher, Bürger der Provinz oder Ruheständler kommt man in der Regel mit Korruption kaum in Berührung. Der vielleicht meist zitierteste Berührungspunkt ist die Verkehrspolizei. Ja, sie nehmen gerne ein Trinkgeld. Man macht ja auch Fehler, wie jeder Mexikaner auch. Obwohl hier in der Provinz gesittetes Fahrverhalten eingebürgert ist, im Gegensatz zum chaotischen Fahrverhalten der mexikanischen Megastädte. Man kann aber auch einfach einen Strafzettel akzeptieren, der manchmal billiger als das Trinkgeld ausfällt. Nur hat man dann halt die Laufereien, um den als Garantie einbehaltenen Führerschein oder das Nummernschild zurückzubekommen. Und: Man kann auch um Vergebung bitten, wenn das Vergehen nicht gravierend ist und man sich mit einer höflich guten Ausrede zu erklären weiß. Oft wird man nach belehrenden Ratschlägen dann unbehelligt weitergewunken. Eine Verkehrssünderkartei mit Punkteregister gibt es nicht.
Mexiko ist zu diesem Thema nicht vergleichbar mit Indien oder ähnlichen Reiseländern. Man wird nicht oder außergewöhnlich selten um ein „Bakschisch“ belästigt. Aber ja, Mexiko ist ein Dienstleisterland. Man muss sich also anfreunden Trinkgelder zu verteilen, nicht nur bei der Bedienung im Restaurant. Denn: An der Tankstelle muss man nicht aussteigen. Man wird bedient und auch das Kartengerät zur Bezahlung ans Fenster gereicht. Beim Einkaufen wird einem der Einkaufswagen geschoben oder zurückgebracht, ja sogar der Kofferraum beladen. In Innenstädten werden einem Parklücken bereitgestellt und das Auto für ein Trinkgeld bewacht. Oft sind diese Beträge bei einem Euro oder darunter. Und diese Vielzahl an Gefälligkeiten erleichtern das Leben besonders für ältere Menschen. Man ist nett zu einander, man lächelt sich an und man bedankt sich. Und: Wer keine Hilfe will, wird respektiert. Wer nichts gibt, wird (zähneknirschend) toleriert.
Ja, die Schlagzeilen über grausige Bandenkriminalität und Drogenmafia sind Realität. Das mexikanische Fernsehen berichtet offen über Verbrechen, Funde und Verfolgungen. Doch Mexiko ist riesig. Es gibt viele ruhige idyllische Orte und solche die heute leider Zentren von Mord und Totschlag sind. Man muss wissen, welche Region zu meiden ist und das ist nicht schwer. Denn die Drogenkartelle haben ihre Operationsbereiche. Die sonstige Kriminalität ist vergleichbar mit der aller Industrieländer, wenn man statistisch die Delikte durch die 130 Millionen Einwohner teilt. Es gibt Diebstahl und Einbrüche wie auch in New York, Berlin oder Frankfurt. Unter dem Vorwand „ärmer“ zu sein, wird gerne mal was geklaut, wenn der Betroffene nicht aufpasst. Mehr natürlich in den Städten als in der Provinz, wo dann nette Nachbarn mit aufpassen oder organisiert zusammenhelfen. Deshalb sind grundsätzliche Vorsichtsmaßregeln zu lernen und zu beachten, und das Leben verläuft friedlich und normal.
Spanische Sprachkenntnisse für Mexiko wären, nein, sind ein bedeutender Vorteil zur Eingliederung. Ja, wenig Mexikaner sprechen englisch und falls, dann sind sie meistens schwer zu verstehen. Also ist Spanisch lernen angebracht oder man sucht sich einen Ort mit deutscher Betreuung wie das Xico Inn oder deutsche Nachbarn. Nun ist nicht jeder sprachbegabt oder lernfleißig. Allein das könnte entmutigend sein. Muss es aber nicht. Eine Schnupperreise bringt schnell Gewissheit, ob man sich zurechtfindet und ggf die Sprache in sicherer Umgebung spielend lernt.
Ja, es gehört zur Aufgabe der Botschaften solche auszusprechen. Bei Reisewarnungen decken Versicherungen nicht immer Schadensfälle bei einem Aufenthalt in solchen Gebieten ab. Das bedarf einer vorherigen Abklärung. Doch nicht immer benötigt man einen Versicherungsschutz oder man sucht Alternativen. Eine Reisewarnung bezieht sich auf ein Land und dort auf Bundesstaaten. Die Angaben der Botschaft sind allgemein und nicht spezifisch. Auch im Bundesstaat Veracruz gibt es Gebietsstreifen, die man auf Grund einer Warnung zu meiden hätte. Sie können sich bei uns zur aktuellen Situation erkundigen, da wir spezifisch für unser Gebiet Auskunft geben können.
Im deutschen oder u.s.-amerikanischen Verständnis fehlt es optisch in Mexiko an Reinlichkeit. Es wird noch vieles unbedacht weggeschmissen, was zu Abfall an Strassenrändern führt. Im allgemeinen nimmt man es nicht so genau mit der Ordentlichkeit, an die wir gewöhnt sind. Selbst Stromkabel (im Lande gilt 110 V) hängen oft schludrig durch die Gegend, Fassaden können unverputzt sein oder Bäche können u.U. als Abwasserkanäle fungieren. Dies deutet mitunter auf Armut und Drittland hin und hier gibt es viel zu verbessern. Aber: Mexikaner sind trotzdem – hygienisch gesprochen – traditionell eines der saubersten Völker der Welt! Selbst ärmere Menschen duschen sich täglich und wechseln täglich die Kleidung. Frauen, aber auch Männer, sehen auf ihr Äusseres.